Die Geschichte der Koenigin der Beeren

Die Geschichte der Koenigin der Beeren

Mehr als 1000 Sorten
Sie wird als „Koenigin“ der Beerenobstarten bezeichnet: die Erdbeere. Und das zu Recht, schlie?lich ist die „Fragaria ananassa“, so ihr botanischer Name, bei uns das beliebteste Obst, abgesehen vom Apfel.
Aktuelle Befragungen kommen zu dem Schluss:
96 Prozent aller Leute essen gern Erdbeeren, im Jahr etwa 2,3 kg pro Kopf und Einwohner – heimische und importierte Fruechte. Im Handel gehoert die Erdbeere zu den Rennern im Sortiment, allerdings nur in der Saison. Gleichzeitig aber zaehlt sie zu den empfindlichsten Produkten in der Obst- und Gemuese-Abteilung.

Walderdbeeren kannten bereits unsere Urahnen. Erste Funde reichen bis in die juengste Steinzeit zurueck. Bereits in der Antike priesen roemische Dichter die Qualitaeten der kleinen, aromatischen Walderdbeeren: die Dichter Vergil (19 v. Chr.), Ovid
(18 n.Chr.) und Plinius (79 n.Chr.) beschrieben diese Fruechte. Sie nannte sie „frega“ oder „fregum“.

Der botanische Name „fragaria“ taucht zum erstem Mal bei Matthaeus Silvatius im Jahre 1330 auf.
Dieser Begriff leitet sich ab aus dem lateinischen „fragare“ (duften).
Der schwedische Botaniker Carl von Linn? (1707 bis 1778) hat die Pflanzenwelt systematisch geordnet.
Er fuegte dem Namen das lateinische Wort „vesca“ hinzu. Es stammt von „versusa“ (essbar). Leitet man „vesca“ jedoch vom lateinischen „vescus“ (zehrend) ab, weist das auf eine weitere Eigenschaft der Erdbeere hin: Sie ist die Frucht, von der man nicht satt wird. Weniger deshalb, weil man von dieser Koestlichkeit kaum genug kriegen kann, sondern vielmehr, weil sie so kalorienarm ist.

Im Mittelalter gab es gro?e Flaechen, auf denen Walderdbeeren kultiviert wurden. Man kannte bereits allerlei Kulturmethoden, um die Reife zu beschleunigen oder die Ernte zu verlaengern. Nur die Fruchtgroe?e der aromatischen Winzlinge lie? sich durch nichts verbessern, sie wachsen bis heute kaum fingernagelgro?.

Mit der Entdeckung der Neuen Welt war dieses Problem geloest.
Franzoesische Siedler fanden entlang des kanadischen Sankt-Lorenz-Stromes leuchtend scharlachrote Erdbeeren, die sehr aromatisch schmeckten und zugleich recht gro? waren. Als „Amerikanische Scharlacherdbeere“ fand diese langkegelfoermige Frucht rasch Eingang in die botanischen Gaerten Europas.
Englische Siedler entdeckten in Virginia eine weitere Form der Schlarlacherdbeere (Fragaria virginiana) mit fast kugelrunden Fruechten. Diese Erdbeerart reifte deutlich vor der Walderdbeere. Die ansehnliche Fruchtgroe?e tat das ihre, um die Walderdbeere rasch aus dem Anbau wieder auf ihr urspruengliches Gebiet – wild wachsend im Wald – zu verdraengen.
1820 gab es bereits 70 Sorten der Scharlacherdbeeren.

Die direkten Vorfahren der gro?en roten Erdbeeren, die heute den heimischen Markt bestimmen, kommen ebenfalls aus Uebersee. Sie sind nicht, wie man vermuten koennte, eine Zuechtung aus der Walderdbeere, die bei uns in Europa schon seit jeher beheimatet ist. Sie sind eine Kreuzung aus der kleinen amerikanischen Scharlach-Erdbeere mit der gro?fruchtigen „Schoenen von Chile“, die der franzoesische Fregattenkapitaen und Hobbybotaniker Am?d?e Fran?ois Frezier 1714 von seinen Fahrten mitbrachte.
Diese Chile-Erdbeere sah ganz anders aus als die bisher bekannten Arten: ledrigstarre, blaugruene Blaetter, behaarte Stengel
und sensationell gro?e Fruechte. Sickler, der diese Erdbeeren aus dem Hohenheimer Hofgarten des Herzogs von Wuerttemberg kannte, schrieb seine Begeisterung 1805 nieder: „Eine Erdbeere, die so gro? ist wie ein mae?iges Huehnerei. Gott im Himmel – welche Wohltat fuer unse
rn Gaumen und Zunge, und nur ein halbes Dutzend solcher Erdbeeren, welch‘ ein Goettergericht!“

Nach laengerem Beobachten zeigte sich jedoch, da? die Pflanzen kaum Fruechte ansetzten und deutlich unter
der Winterkaelte litten. Die bretonischen Bauern hatten den Grund fuer die geringen Ertraege wesentlich schneller als die deutschen Gaertner herausgefunden. Chile-Erdbeeren waren zweihaeusig, es gab also rein maennlich und rein weiblich bluehende Pflanzen. Die Bretonen setzten die Chile-Erdbeeren deshalb zwischen Schlarlacherdbeeren und garantierten so die Befruchtung der Blueten. Die Walderdbeere war als Befruchtersorte ungeeignet. Mit dieser Anbaumethode hatten die Franzosen so viel Erfolg, da? sie von 1750 an in der Hochsaison im Hafen von Brest taeglich 20 Schiffe mit Erdbeeren beladen konnten. Uebrigens: der deutsche Begriff „Bresling“ oder „Prestling“ ist keine Ableitung vom Erdbeerhafen Brest, sondern bezieht sich auf die Brustwarze der Frau, mit der die Erdbeere mancherorts verglichen wird.

Wer sich noch vor ein paar Jahrhunderten am Geschmack der Erdbeere erfreuen wollte, mu?te mehrere Tageloehne dafuer opfern. Edward I. verdanken wir die Entdeckung der Erdbeere als Genussmittel; davor wurde sie nur wegen ihrer Heilkraefte gesammelt und verspeist. Auf Umwegen ueber Holland und England kamen die ersten Fruechte 1751 in die Hofgaerten Koenig Georg des II. von Hannover.

In Amsterdam tauchte um 1750 eine neue Art von Erdbeeren auf. Die Hollaender nannten sie wegen ihres Geschmackes und der Form „Ananas-Erdbeere“. Der Gaertner Antoine Nicolas Duchesne erkannte, da? es sich um eine Mischform handelte, hervorgegangen aus Blueten der Chile-Erdbeere, die mit Pollen der Schlarlacherdbeere bestaeubt worden waren.
Diese Artkreuzung ist die Stammform unserer heutigen Gartenerdbeere (fragaria ananassa). Aber erst 1840 begann man in der Naehe von Baden-Baden mit dem erwerbsmae?igem Anbau in Deutschland.

Es gibt inzwischen weit ueber tausend Sorten mit recht unterschiedlichen Boden- und Klimaanspruechen, verschiedenem Aussehen, Geschmack und Wuchshabitus und jedes Jahr kommen ein paar neue hinzu.

Leider trifft man oft genug auf Sorten, die mehr den Beduerfnissen der Erzeuger und des Handels als denen des Verbrauchers gerecht werden. Und die wuenschen nun mal gro?e, ansehnliche Fruechte, die unbeschadet laengere Transportwege und ein paar Tage Lagerung ueberstehen. Da? diese Fruechte oft kaum mehr saftig sind, sondern eher eine schaumgummi-aehnliche Konsistenz haben und im Aroma nur noch ganz entfernt an die intensive Wuerze der traditionellen Sorten erinnern, scheint da gar nicht so wichtig zu sein.

Die traditionellen Sorten aber verschwinden immer mehr aus dem Erwerbsanbau. Heute wird im Handel kaum noch die vor gar nicht so langer Zeit meistangebaute, aromatische Sorte „Senga Sengana“ angeboten: Sie gilt als zu empfindlich und nicht ansehnlich genug. Und so aromatische Sorten wie „Mieze Schindler“ oder „Hansa“ wurden voellig von den Anbauflaechen der gewerblichen Erdbeererzeuger verbannt und gelten heute als reine Liebhabersorten der Hobbygaertner.
Allerdings: Inzwischen lassen sich auch wieder Ansaetze zum Positiven erkennen. Aus Spanien kamen in letzter Zeit zum Beispiel Fruechte, die nicht nur robust und ansehnlich waren, sondern auch wie aromatische Erdbeeren schmeckten. Vielleicht gelingt in naechster Zeit doch noch die Zuechtung einer Erdbeere, die nicht nur schoen aussieht, sondern auch transportunempfindlich ist und das Aroma frueherer Sorten hat.

Eine Zwischenstellung nimmt die Wiesenerdbeere ein, sie hat ihren Namen von der Eigenschaft, so zahlreiche Auslaeufer (Ranken) zu bilden, da? in kuerzester Zeit ein dichter, wiesenartig
er Bestand entsteht. Diese Wiesenerdbeeren sind aus mehreren Kreuzungsstufen zwischen Walderdbeere und Gartenerdbeere hervorgegangen und haben sich eine Nische als Bodendecker im Garten erobert. Auch biologisch wirschaftende Obstbaubetriebe bieten teilweise solche Wiesenerdbeersorten an, da sie weitgehend ohne Pflanzenschutzmittel gedeihen und der Walderdbeere in Bezug auf den Geschmack naeher kommen als die meisten Sorten der reinen
Gartenerdbeere.

Wie man an aromatische Erdbeeren kommt
Wer keine eigenen Beeren anbauen kann, der sollte sich trotzdem nicht benachteiligt fuehlen. Er kann sich naemlich seine Erdbeeren selbst auf einer der vielen Erdbeerplantagen pfluecken, die es rund um jede groe?ere Stadt gibt. Die Muehe lohnt sich in jedem Fall. Auf solchen Plantagen werden in der Regel immer noch so aromatische Sorten wie „Senga Sengana“ angebaut. Dann kann man auch feststellen, da? eine frisch gepflueckte Erdbeere unvergleichlich viel besser schmeckt.
Eine weitere Moeglichkeit, sich beim Erdbeerkauf Enttaeuschungen zu ersparen, ist der Gang ueber den Wochenmarkt. Hier bieten oft heimische Bauern ihre Waren in kleinen Mengen an, und die Chance, aromatische Erdbeeren kaufen zu koennen, ist ziemlich gro?.
Es dauert meistens nicht laenger als einen Tag, bis die geernteten Erdbeeren vom Feld zum Verkauf gelangen. Die Erdbeere ist naemlich sehr sensibel und altert nicht gerne. Wenn sie allerdings frisch genossen wird, belohnt sie die Muehe des schnellen Transports vom Feld auf den Obstteller mit ihrem vollen Aroma und dem unverwechselbaren Geschmack.

Vom Umgang mit den zarten Fruechten
Erdbeeren muessen vorsichtig transportiert werden. Sie sind druckempfindlich und faulen dann schnell. Erdbeeren verlieren schnell ihr Aroma. Sie sollten spaetestens zwei Tage nach der Ernte verzehrt werden. Und wenn Sie sie nicht gleich verbrauchen koennen, dann sortieren Sie alle Fruechte mit Druckstellen aus, breiten die unbeschaedigten Beeren locker nebeneinander auf einem Teller aus und stellen diesen zugedeckt an einen kuehlen Ort (am besten im Gemuesefach des Kuehlschranks).
Erdbeeren sollten Sie nie mit hartem Wasserstahl abbrausen, sondern nur kurz in kaltes Wasser tauchen. Die gewaschenen Beeren sollten gut abtropfen oder vorsichtig trockengetupft werden. Erst nach dem Waschen entfernt man Stiele und Blaetter, sonst wird das Aroma verwaessert. Zuckern Sie die Erdbeeren auch erst kurz vor dem Servieren, sonst verlieren sie zu viel Saft und werden weich und schlaff.

Gesunde Fruechte
Erdbeeren haben einen hoeheren Vitamin C-Gehalt als Orangen und Zitronen: 60 mg pro 100 g Fruchtfleisch. Au?erdem enthalten sie wertvolle Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium, Phosphor und besonders auch Eisen.

Nicht blo? zufaellig gelten Erdbeeren in der Volksmedizin als wirksames Mittel gegen Blutarmut. Und wegen ihres hohen Gehalts an Salizylsaeure werden sie zu Linderung von Gicht und Rheuma empfohlen. Frische Erdbeeren mit Zucker oder Schlagsahne zaehlen zu den koestlichsten Genuessen des Fruehsommers.

Aus Lambert’s Gartenfreund 1899

Die Erdbeere liefert uns die ersten Gartenfruechte des Jahres. Sie ist ihres verlockenden Aussehens, ihres herrlichen Aromas wegen beliebt bei jung und alt.
Sie ist eine Volksfrucht geworden, die nicht blo? die Tafel des Reichen ziert. Auch der Arbeiter pflanzt an seinem Hause auf beschraenktem Raum seines Gaertchens wohl einige Erdbeerbeetchen zur Freude seiner Kinder.

Es ist erfreulich, dieser Verbreitung der Erdbeerkultur feststellen zu koennen. Auch die Massenzucht fuer den immer mehr steigenden Bedarf gro?er Staedte hat eine ungeahnte Bedeutung erlangt. Die Erdbeerpflanzungen in den Bierlanden bei Hamburg, im Obstorte Werder bei Potsdam, in
der Loe?nitz bei Dresden, in Kronberg bei Frankfurt a. M. erfreuen sich bereits einer Beruehmtheit als Erdbeersorte.
Es sind unglaubliche Mengen, die in guten Jahren abgesetzt werden. Kamen frueher die besten, gro?fruechtigen
Sorten vom Auslande zu uns, so ist das auch anders damit geworden. Man zieht jetzt bei uns in Deutschland Sorten,
die den besten englischen und franzoesischen Zuechtungen wenigstens ebenbuertig sind, und verbessert die bereits vorhandenen von Jahr zu Jahr, so da? oft als unuebertroffen geltende Sorten nach einigen Jahren durch Besseres ueberholt sind.

Jeder nicht zu schattige Garten, in welchem Gemuesebau oder Blumenzucht betrieben wird, eignet sich auch zur Erdbeerkultur. Am meisten sagt den Erdbeeren eine recht sonnige suedliche Lage zu. Hier werden die Fruechte am wohlschmeckendsten und reifen am fruehesten. In noerdlichen lagen gewinnen sie wohl an Groe?e, aber dies nur auf Kosten des Wohlgeschmacks.
Zur Erdbeerzucht ungeeignet sind Plaetze unter Baeumen, im Schatten von Haeusern oder Mauern. Hier gedeiht aber noch die Monatserdbeere, die zwar nur kleine, der Walderdbeere aehnliche Fruechte bringt, diese jedoch in ununterbrochener Folge bis zum Herbst.
Man hat durch Zuechtung und Kreuzung die Monatserdbeere in neuer Zeit so verbessert, da? sie den gro?fruechtigen einmal tragenden nicht viel mehr nachsteht. Aber diese Sorten sind nicht so bescheiden. Sie verlangen ebenfalls beste sonnige Lage und gute Pflege.

Die Erdbeere verlangt viel, sehr viel Nahrung. Man mu? also den Boden vor der Pflanzung reichlich duengen und tief graben.
Schwerer Boden wird durch Duengung mit Pferdedung, durch Unterbringen von Torfstreu, verrotteten Abfaellen von Holz- und Zimmerplaetzen, wohl auch durch Sand oder Asche lockerer gemacht. Ueberdies bringt man noch tuechtig Komposterde auf. Man maeste seien Erdbeerbeete und wird erstaunt sein, welche Fruchtbarkeit sie entwickeln, welche Groe?e sie erreichen werden, wenn man bei der Sortenwahl mit etwas Ueberlegung und Glueck zu Werke ging.
Auf Beete von 1 m Breite werden 2 Reihen gro?fruechtiger oder 3 Reihen kleinfruechtiger (Monats-) Erdbeeren gepflanzt. Die Pflanzung wird im Verband ausgefuehrt, da? also die Erdbeeren so zu stehen kommen, wie die Punkte veranschaulichen:

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Die Entfernung der Erdbeerpflanzen in den Reihen wechselt nach dem Wachstum der einzelnen Sorten.
Waehrend fuer schwachwachsende Sorten ein Abstand von 24 bis 30 cm genuegt, muessen starkwachsende 50 – 60 cm voneinander entfernt stehen. Man vergesse niemals, da? sich Erdbeerpflanzen in kurzer Zeit zu starken Bueschen entwickeln, und pflanze dann namentlich nicht zu eng, wenn der Boden tiefgruendig und reich an Naehrstoffen ist, denn in solchem gibt eine Pflanzung 4-6 Jahre lang bei guter Kultur einen vollen Ertrag.
Wenn man es an der gehoerigen Vorsicht und Pflege nicht fehlen lae?t, dann koennen Erdbeeren waehrend des ganzen Jahres gepflanzt werden, ausgenommen natuerlich zu der Zeit, zu welcher der Boden gefroren ist. In den weitaus meisten Faellen ist und bleibt aber das Fruehjahr die beste Pflanzzeit. Wenn es sich irgend ermoeglichen lae?t, dann pflanze man die Erdbeeren in den Monaten April und Mai, sobald die Bildung neuer Blaetter beginnt.

In zweiter Linie empfehlen wir die Herbstpflanzung in den Monaten A
ugust – September, man mu? bei dieser die jungen Pflaenzlinge jedoch fest einpflanzen, denn sie werden sonst durch den Winterfrost aus dem Boden gehoben und gehen zu Grunde. Nur wenn man Erdbeerpflanzen aus gro?en Entfernungen beziehen mu?, so da? dieselben laenger als 8 tage unterwegs sein muessen, dann gebe man der Herbstpflanzung den Vorzug, denn im Herbst ist ja das Wachstum der Pflanze bei einem gewissen Ruhepunkte angelangt, sie vertragen deshalb einen lange Transport ohne Schaden, und das kuehle nasser Wetter im Verein mit den tauspendenden Naechten beguenstigen das Anwachsen. Das Pflanzen der Erdbeeren ist einfach, mu? aber mit der noetigen Sorgfalt ausgefuehrt werden.
Man bedient sich hierzu einer Pflanzkelle, einem kleinen, spatenartigen Instrument, welches ueberhaupt jedem Gartenbesitzer unentbehrlich ist. Nachdem die Wurzeln der E
rdbeeren mit scharfem Messer etwas eingekuerzt, werden die
entsprechenden Pflanzloecher gemacht. Es ist eine Hauptsache, da? die Wurzeln nicht nur gerade in die Erde kommen, sondern auch nach allen Seiten gleichmae?ig verteilt werden. Nachdem die Erdbeerpflanze richtig und so tief in das Pflanzloch gehalten, da? sie bis an die jungen Blaetter in den Boden kommt, wird die ausgehobene Erde wieder langsam in das Loch eingefuellt und hierauf der Boden um die Pflanze herum mit der Hand etwas nachgedrueckt. Es sollen nur junge, pikierte und reich bewurzelte Pflaenzlinge verwendet werden. Nach der Pflanzung ist ein ausgiebiges Gie?en erforderlich, damit sich die Erde setzt und um die Wurzeln legt. Sollten die Erdbeeren durch die Sonne welk werden, dann sind sie einige Tage durch Bedeckung mit Blaettern, belaubten Zweigen oder einem leichten Tuche zu schuetzen.
Waehrend des Sommers ist es erforderlich, da? die Pflanzung frei von Unkraut und der Boden durch wiederholtes Behacken locker gehalten wird. Die Erdbeerranken duerfen nicht immer gleich beim Erscheinen entfernt werden, dadurch werden die Pflanzen nur zu noch weiterer Rankenbildung veranla?t und infolgedessen sehr geschwaecht.

Man entferne die Ranken nach und nach und die letzten erst im Herbst, wenn das Wachstum aufgehoert hat. Zum Herbst koennen die Erdbeerbeete mit verrottetem Mist belegt werden, der dann im Fruehling mit untergegraben wird. Zum zweiten und dritten Jahre gibt die Erdbeerpflanzung den hoechsten Ertrag.
Die Zahl der Erdbeersorten ist sehr gro?, wir koennen deshalb hier nur einige der besten beschreiben, dies genuegt aber, da es besser ist, wenn der Pflanzenfreund sich nur mit der Zucht weniger, aber vorzueglicher Erdbeersorten befa?t.
Von Sorten empfehlen wir nur das allerbeste. Unser Sortiment wird jeden vollstaendig befriedigen.

I. Einmal tragende.

Avantgarde, allerneueste, von au?ergewoehnlicher Fruehreife. Fleisch rot mit rosa, aeu?erst reichtragend.
Baumeister Limburger. Frucht sehr gro?, leuchtend rote Frucht, Fleisch fest, aromatisch, zum Versand geeignet.
Belle Aliance. Neu. Verbesserung von Koenig Albert. Uebertrifft alle Sorten an Wohlgeschmack, Ergiebigkeit und Aroma.
Cardinal, mittelfrueh, koestliches Aroma, scharlachrot, Fleisch wei?.
Helgoland. Fleisch wei?rosa, sehr reichtragend, Frucht frei ueber dem Lande stehend.
Kaiser Wilhelm II. Neu. Saemling von Noble, reift jedoch frueher und ist im Geschmack kleiner.
Koenig Albert von Sachsen. Sehr bekannte und beliebte Sorte. Frucht gro?., breit, aromatisch, sehr reichtragend. Liebt kraeftigen, sandigen Lehmboden. Laxtons Noble. Bekannteste Massensorte, allerfrueheste, schoene Form, karmesinrot, koestlicher Wohlgeschmack. Eine der ert
ragreichsten Sorte, die sich ueberall als sehr widerstandsfaehig erwiesen hat.
Leo XIII. Neu. Hat leuchtend rote schoene Fruechte und vorzueglichen Geschmack. Sehr haltbar.
Louis Gauthier. Frucht gro? von hellrosa Farbe, sehr saftig und aromatisch. Eine der wohlschmeckendsten Sorten. Liefert an den Auslaeufern im August noch Fruechte. Zum Anbau im Gro?en zu empfehlen.
Royal Sovereign. Neu! Leuchten scharlachrote Frucht, Fleisch wei?, fest, koestlich, besonders reichtragend.
Walluff (Jucunda), Tafel, Markt – und Konservenfrucht I. Ranges. Fuer Massenanbau besonders zu empfehlen.


II. Remontierende Sorten.

Sanct Joseph. Reichtragend, den ganzen Sommer mit Blueten und Fruechten bedeckt. Frucht leuchtend rot, Fleisch rosa, Geschmack vorzueglich. Eine der fruehesten Sorten und traegt bis in den Spaetherbst, so da? der Schnee noch eine Menge Fruchtansatz bedeckt. Wir ernteten von diese Sorte noch Ende Oktober gro?e, vo
llkommen ausgebildete reife Fruechte.
Sanct Anton von Padua. Diese Neuheit wird als eine Verbesserung der immertragenden Sanct Joseph empfohlen. Die Fruechte stehen ueber dem Lande, sind groe?er, festfleischig, haltbar und von ausgezeichnetem Geschmack.

III. Monatserdbeeren.

Wie schon erwaehnt, nehmen die Monatserdbeeren auch mit weniger guenstiger Lage vorlieb und bringen da noch befriedigende Ertraege, wo die gro?fruechtigen Sorten nicht mehr gedeihen. Selbstredend sind sie fuer guenstige Lage und gute Pflege, namentlich fuer Duengung, sehr dankbar. Sie tragen von der erstem Erdbeerwoche bist zum Herbst. Ihre Fruechte besitzen das kraeftige Aroma der Walderdbeere, weshalb sie sich fuer Bowlen besonders eigenen. Eine Erdbeerbowle im Herbst ist etwas Koestliches. Die rankenlosen verwendet man mit Vorliebe zur Einfassung der Gartenwege in Obst- und Gemuesegaerten. Dieser erzieht man aus Samen, den man ist Mistbeet saet.

Besonders zu empfehlen sind die Sorten:
Verbesserte rote Monatserdbeere ohne Ranken.
Verbessert wei?e , ohne Ranken.
Belle de Meaux. Sehr reichtragend, sue?, sehr gro?.

Au?er zum Rohgenu? als erfrischenden, gesunden Nachtisch, verwertet man die Erdbeere zu Erdbeersaft, Erdbeerwein und Liqueur, ferner zu Erdbeergelee und Erdbeermarmelade, oder macht sie als sogenannte Dreifrucht mit Johannis- und Himbeeren zu Kompott ein. Den besten Genu? aber hat man an der frischen Frucht.
Zum Schutz gegen Beschmutzen der Fruechte und gegen Schnecken umlegt man die Erdbeerstoecke kurz vor der Reife mit feiner Holzwolle.
Zum Treiben in mae?ig warmen oder kalten Mistbeeten waehlt man fruehe Sorten mit mae?iger Blattentwicklung wie Laxtons Noble, nimmt kraeftige, gesunde Pflanzen, die nie aelter als ein Jahr sein duerfen, also in der Vollkraft ihrer Entwicklung stehen, ohne verholzt zu sein , setzt sie im August in die dafuer bestimmten Kaesten in eine […]

[Aus Lambert’s Gartenfreund 1899]

Quelle: http://www.beerenstark.de

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